Unter Strom

Manches Mal wenn ich einem Kunden oder einer Kundin vorschlage, den Hund mit Elektrotherapie zu behandeln, grinsen sie ihren Vierbeiner an und sagen: "Gleich setzen wir dich unter Strom!" oder sie fragen verunsichert: "Ist das nicht unangenehm - mit so Stromschlägen?". Andere sind sich sicher, dass es das gleiche wie das EMS im Fitnesstudio ist oder sie selbst schon einmal Erfahrung mit diesem TENS gemacht haben.

 

Zeit für ein paar erklärende Worte!

 

Die Stromform mit der ich in meiner Praxis arbeite, hat mit all dem wenig bis nichts zu tun. Die Mittelfrequente Elektrotherapie (MET) mit dem AmpliVet® synchro 3.0 (kurz Ampli) ist eine angenehme Stromform, die keine unangenehmen "Schläge" versetzt und mehr kann als Nerven reizen oder Muskeln zum Zucken bringen. Im Folgenden möchte ich versuchen in einfachen Worten zu erklären, wie die MET funktioniert, wie sie wirkt und wann sie eingesetzt wird. 

 

Grundsätzlich haben wir eine Wirkung auf Bindegewebe, Muskeln und Nerven. Je nach Krankheitsbild gibt es verschiedene Programme, die unterschiedlich auf diese drei "Komponenten" wirken.

 

Bindegewebe

Egal in welchem Programm - die Wirkung auf das Bindegewebe ist immer vorhanden. Die Zellen werden dauerhaft depolarisiert. Dies hat zur Folge, dass die Zellmembran "aufgelockert" wird und der Stoffaustausch besser stattfinden kann. Außerdem kann sich die Zelle besser regenerieren, da die Fähigkeit zur Zellteilung in diesem Zustand erhöht ist.

Kurz: Schlackenstoffe und Schmerzmediatoren werden abtransportiert, der Stoffwechsel wird angeregt.

 

Muskeln

Auf die Muskulatur können wir aktivierend oder entspannend einwirken. Liegt beispielsweise eine Lähmung oder eine Muskelatrophie vor, möchten wir den Muskel "aufwecken" und aktivieren. Ist er verspannt oder kontrahiert möchten wir eine entspannende Wirkung erzielen. 

Da hier der Muskel direkt, ohne Beteiligung der Nerven, angesprochen wird, haben wir außerdem die Möglichkeit die Aktivität eines Muskels zu testen. Das kann bei Lähmungen oder bei stark atrophierten Muskeln relevant sein. Läuft ein Hund jahrelang in Schonhaltung und beansprucht seine Muskeln nicht mehr so, wie es eigentlich vorgesehen ist, benutzt er einige Mukseln vermehrt und andere dafür gar nicht mehr. Diese jahrelange Inaktivität kann dazu führen, dass wir den Muskel erst wieder "aufwecken" müssen, damit er benutzt und trainiert werden kann. Auch das ist mit dem AmpliVet© möglich.

 

Nerven

Nerven verlaufen vom Gehirn über das Rückenmark in die Vorder- und Hintergliedmaßen. Sie leiten motorische, sowie sensorische Reize durch den Körper. Also Befehle wie "hebe die linke Vorderpfote" oder Informationen über Temperatur und Schmerz. Mithilfe des AmpliVet® können wir zum einen schmerzlindernd einwirken, indem wir schmerzleitende Fasern hemmen und die Schmerzweiterleitung unterbrechen. Zum anderen können wir aber auch hier wieder aktivieren und damit beispielsweise das Wiedererlangen von korrekten Bewegungsabläufen unterstützen.

 

Anhand der Behandlung einer Arthrose sei die Wirkungsweise noch etwas anschaulicher erklärt:

Bei Arthrose bilden sich kleine Knochenanbauten im Gelenk. Dadurch wird die Beweglichkeit eingeschränkt und die Bewegung ist schmerzhaft. Die umliegende Muskulatur versucht das Gelenk zu stabilisieren und verspannt sich. Die Versorgung des Gelenks und die Durchblutung umliegender Strukturen wird dadurch weiter verschlechtert, Schmerzmediatoren und Schlackenstoffe sammeln sich dort und können nicht abtransportiert werden - ein ewiger Kreis, in dem sich Schmerzen verselbstständigen.

 

Mit dem Ampli passiert nun folgendes:

  • Verbesserung des Zellstoffwechsels und Abtransport schmerzverursachender Faktoren
  • Lockerung der verspannten Muskulatur
  • Hemmung der schmerzleitenden Fasern

Die Schmerzlinderung steht im Vordergrund. Diese erreichen wir direkt während der Behandlung aber auch im Anschluss. Nämlich dadurch, dass die Beweglichkeit und die Versorgung des Gelenks verbessert wird. In der Regel besteht die Arthrose meist schon über einen längeren Zeitraum wenn sie behandelt wird. Daher ist zu Beginn eine Blocktherapie an wenigstens drei Tagen nötig, um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Was über Wochen, Monate und Jahre entstanden ist, kann auch das Ampli nicht mit einer Behandlung "wegzaubern". Außerdem sei noch erwähnt, dass die Arthrose selbst degenerativ ist, also auch durch das Ampli nicht wieder verschwindet. Es kann aber wie beschrieben die Schmerzen lindern, die Beweglichkeit wieder verbessern und den Verlauf verzögern.

 

Gegenüber anderen Elektro-Therapiegeräten haben wir einige erhebliche Vorteile:

  • kein Gewöhnungseffekt
  • auch bei Metallimplantaten anwendbar
  • außer einer möglichen Erstverschlechterung keine Nebenwirkungen
  • eine breite Palette an Indikationen bei wenigen Kontraindikationen
  • Durchführung eines Muskeltests möglich
  • Narben-Check und -Entstörung möglich
  • Stimulierung von Akupunkturpunkten

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass auch Hunde optimal behandelt werden können, die sich nicht gerne anfassen lassen. Es müssen nur die Elektroden platziert (im Zweifelsfall auch durch den Besitzer) und eine wirksame sowie für das Tier angenehme Intensität gefunden werden. 

 

Wann es für mich noch viel unersetzlicher wird, sind Verletzungen des Muskel-/Sehnen-/Bandapparates, die manuell nur wenig  oder durch den Tierhalter im Alltag gar nicht unterstützt werden können (Dehnungen, Reizungen, Risse). Durch die leichte Bedienung kann das Ampli bei Bedarf verliehen und vom Tierhalter wenn erforderlich so oft wie möglich angewandt werden. Das ist am Ende des Tages für den Halter sogar günstiger, als würde ich jeden Tag eine Behandlung durchführen und zudem erleichtert es ungemein die Terminfindung.

 

Mittlerweile arbeite ich seit gut zwei Jahren mit diesem Gerät und habe in dieser Zeit mehrere Schulungen besucht, um stets im Austausch mit Kollegen/innen zu bleiben und mich an neue Funktionen heranzuwagen. Das Ampli kommt fast immer wenigstens zu Beginn der Therapie zum Einsatz. Auch wenn andere Therapien wie die Blutegel in Frage kommen, probiere ich immer zuerst, wie gut der Patient auf die Elektrotherapie anspricht, da diese nebenwirkungsärmer und nicht invasiv ist. Außerdem muss kein Egel sein Leben lassen, denn diese müssen nach ihrem Einsatz eingefroren werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

 

Eine Auswahl an Indikationen sind:

  • degenerative Gelenkerkrankungen (wie Arthrose, HD, ED)
  • Wirbelsäulenerkrankungen (Bandscheibenvorfall, Cauda Equina Syndrom, Spondylosen, Rückenmarksinfarkt)
  • Verletzungen von Muskeln/Sehnen/Bändern (Muskelfaserrisse, Bänderrisse, Reizungen, Überdehnungen)
  • u.v.m.

Wer das alles in etwas mehr Fachjargon nachlesen möchte, kann gerne auf der Seite von AmpliVet© vorbeischauen. Dort gibt es auch ein kurzes Video, das die Wirkungsweise super erklärt: www.amplivet.de 

 

Hier findet ihr Allgemeines zur Physio-Behandlung: Therapiemethoden und Behandlungsablauf

Und ganz NEU!: Behandlung mit dem AmpliVet® am Pferd

 

Ihr habt noch Fragen? Meldet euch gerne per Mail oder Telefon!

 

Elektrisierende Grüße

Eure Sarah

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Kommentare: 1
  • #1

    Gustav Sucher (Freitag, 02 November 2018 13:00)

    Haha, sollte man die Vierbeiner nicht erst fragen, ob sie auch eine Therapie möchten? Ich würde einer Elektrotherapie grüßend zuwinken. Das soll ja relativ gut für die Nerven sein. Zur Entspannung würde ich das gerne mal ausprobieren. Danke für den tollen Blog Beitrag! https://www.orthopaedie-josefstadt.at/de/orthop%C3%A4dische-operation-1080-wien/