BARF - Erfahrung beim Welpen

Lange habe ich überlegt, ob ich zum Thema Ernährung/BARF etwas schreiben soll. Denn das Thema Ernährung ist in der Hundeszene ähnlich heikel wie das der Erziehung. Frage 10 Leute, du bekommst 11 Meinungen.

 

Nun habe ich aber gerade eine derart positive Erfahrung gemacht, dass ich davon berichten MUSS. Zum einen erfreut es mich sehr, zum anderen stimmt es mich traurig, da ich weiß wie vielen Tieren dieses Glück vorenthalten bleibt. Aber von Anfang an…

 

Am vergangenen Samstag ist bei Verwandten wieder ein Welpe eingezogen. Kurz vor dem eigentlichen Abholtermin kam die Nachricht, die Welpen hätten nach dem letzten Tierarztbesuch und der erfolgten Impfung + Wurmkur Magen-Darm-Probleme mit Erbrechen und breiigem Kot. Zur „Sicherheit“ sei die Fütterung auf Trockenfutter umgestellt worden. Ein erfolgter Test auf Würmer und Giardien sei negativ gewesen, es erfolgte aber dennoch eine weitere Wurmkur. Eine Woche später waren sie noch nicht wieder bei 100%, aber konnten abgeholt werden. Der Rat lautete, das Trockenfutter noch einige Wochen weiter zu geben.

 

Im neuen Zuhause angekommen, setzte die kleine Hundedame stets und ständig ein breiiges Häufchen ab, etwa 5x am Tag. Sie war sehr zart, sah etwas struppig aus und die Nase war trocken. Ansonsten war sie welpentypisch neugierig, wirkte aber nicht ganz fit.

 

Zum Glück waren die frisch gebackenen Hundeeltern darauf eingestellt auch den neuen Hund wieder zu barfen und ließen sich davon überzeugen, am nächsten Morgen direkt eine Portion rohes Muskelfleisch mit gekochter Möhre zu geben. Siehe da – der Dame schmeckt es hervorragend. Kein Gramm hat sie liegen gelassen. Vom Trockenfutter zuvor blieb mehr als die Hälfte stehen.

Ab dem darauffolgenden Tag hatte sie nur noch 1-2x Kotabsatz, ganz hervorragend geformte, zum Einsammeln mit Tüte optimal konzipierte Häufchen ( ;-) ). So konnten nach und nach die weiteren Komponenten wie Pansen, Leber, Niere, Milz und Hühnerhälse hinzugefügt und sobald sichergestellt war, dass alles gut vertragen wird, auf den normalen Ernährungsplan umgestellt werden.

 

Was wäre passiert, wäre die Fütterung nicht umgestellt worden? Die Antwort darauf ist spekulativ, ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass weitere Tests auf Parasiten und Würmer erfolgt wären, eventuell Blutuntersuchungen, ob mit den Organen alles in Ordnung ist. Möglicherweise hätten auch medikamentöse „prophylaktische“ Behandlungen mit weiteren Wurmkuren, Antiparasitika, Antibiotika stattgefunden.  Dann hätte man einen wenige Wochen alten Hund mit einer komplett zerschossenen Darmflora gehabt und das Problem wäre immer noch nicht gelöst gewesen. Leider kommt das immer wieder vor.

 

Ich könnte jetzt lang und breit über die negativen Aspekte des Trockenfutters schreiben. In Bezug auf den geschilderten Fall möchte ich aber nur einen näher beleuchten: Der Anteil an Kohlenhydraten. Schauen wir mal die analytischen Bestandteile des empfohlenen Trockenfutters an:

Protein 29,5 %; Fettgehalt 19,0 %; Rohasche 7,5 %; Rohfaser 2,5 %; Feuchtigkeit 10,0 %; Calcium 1,25 %; Phosphor 1,0 %; Natrium 0,35 %

Ha, gar keine Kohlenhydrate enthalten! Oder doch? Wenn ich die Prozentzahlen zusammenrechne, komme ich nur auf 71,1%. Der Rest von 28,9% sind also Kohlenhydrate, plus weitere 2,5% der Rohfaser, da diese ebenfalls dazuzählt. So kommen wir auf 31,4% Kohlenhydratanteil. Doch warum ist das ein Problem?

 

  1. Die Fertigfutter-Industrie argumentiert gerne mit einer Studie, in der ein Forscher herausgefunden hat, dass Hunde im Gegensatz zu Wölfen ein Enzym besitzen, welches Kohlenhydrate spalten kann. Was sie nicht erzählen ist, dass in einer Folgestudie unter Mitwirkung desselben Forschers die Ergebnisse stark relativiert wurden. Davon abgesehen: Nur weil ein Enzym dafür vorhanden ist, muss es denn gleich gut ein Drittel der Nahrung ausmachen? Wer mehr und auf schlau dazu lesen möchte, schaut gerne bei Nadine Wolfs Blog vorbei: https://www.der-barf-blog.de/2016/07/studie-wolf-hund-kohlenhydrate.html

Von ihr habe ich auch den schönen Vergleich: Deine Leber kann auch Alkohol abbauen, solltest du deshalb möglichst viel davon zu dir nehmen?

 

  1. Welpen haben dieses Enzym noch gar nicht. Ich wiederhole: Welpen besitzen kein Enzym zur Spaltung von Kohlenhydraten! Daher verwundert es auch nicht, dass hinten bald mehr rauskommt als vorne reingeht und dass die Konsistenz ebenfalls zu wünschen übrig lässt. Unsere besagte Hundedame konnte etwa ein Drittel der ihr angebotenen Nahrung überhaupt nicht verarbeiten.

 

Wer jetzt darüber nachdenkt, seinen Hund zu barfen: sehr gut! Falls ihr euch selber darüber schlau lesen wollt, möchte ich euch noch dringend empfehlen, euch dabei an Swanie Simon/Nadine Wolf zu halten. Es gilt das Beutetierprinzip, es werden keine Pülverchen und Extras benötigt (außer Seealge, eventuell Omega 3-Öl und im Falle von speziellen Erkrankungen). Außerdem gilt beim Welpen ebenfalls das Beutetierprinzip. An der Aufteilung der Komponenten ändert sich nichts, auch nicht am Knochenanteil. Es wird lediglich im Verhältnis zum Körpergewicht mehr gefüttert (ca. 4-10% vom Körpergewicht statt 2-4% beim erwachsenen Hund). Auch dazu mehr bei Nadine: https://www.der-barf-blog.de/2018/05/barf-mythen-bei-der-welpenfuetterung.html

 

Ihr möchtet lieber einen Futterplan erstellen lassen und die Umstellung begleiten? Schreibt mir gerne eine Nachricht oder ruft mich an.

 

Eure Sarah

 

 

P.S. Bevor ich missverstanden werde: Ich verurteile niemanden, der seinen Hund nicht barft. Ich kann es verstehen, wenn man sich auf diesem Gebiet von den vielen Meinungen verunsichern lässt. Grundsätzlich hoffe ich einfach, dass niemand danach handelt, wie bequem die Fütterung für ihn selbst ist, sondern danach, was das aus seiner Sicht Beste für sein Tier ist.

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